ÖGJ

"Ich bin mit ganzem Herzen dabei!"

Die 25-jährige Grazerin Susanne Hofer ist die erste weibliche Vorsitzende der Österreichischen Gewerk-schaftsjugend (ÖGJ). Was ihre Pläne sind, und warum sie sich engagiert, erklärt sie im hallo! Speed-date.

Was bedeutet es für dich, Vorsitzende der größten Jugendorganisation Österreichs zu sein? Das ist sehr aufregend. Ich darf das Sprachrohr für 140.000 Mitglieder unter 30 Jahren sein. Das ist auch eine große Verantwortung, der ich mich aber gerne stelle.

Du bist die erste Frau an der Spitze der ÖGJ. War das nicht schon längst überfällig? Es war schon sehr lange an der Zeit für eine Vorsitzende. Aber die ÖGJ ist ein großes Schiff, das man nur gemeinsam lenken kann. Wir sind ein super Team, wir haben Power und werden viel für die jungen ArbeitnehmerInnen erreichen. Ich bin mit ganzem Herzen dabei.

Was kannst du besser als deine männlichen Vorgänger? Ich glaube, das hat nicht so viel mit dem Geschlecht zu tun, sondern damit, wo ich herkomme, nämlich aus dem Sozialbereich. Meine Vorgänger kamen aus der Metallbranche oder der Industrie und haben technische Berufe gelernt. Dort macht man andere Lebenserfahrungen als im Sozialbereich. Das heißt nicht, dass das besser oder schlechter ist, aber man hat einen anderen Fokus.

Wie bist du zur Gewerkschaftsjugend gekommen? Ich habe mich bereits in meiner Schulzeit bei der SchülerInnenvertretung engagiert und war Schulsprecherin, weil mir Gerechtigkeit immer sehr wichtig war. Ich habe damals einen Workshop über die Rechte und Pflichten im Ferienjob mit der Gewerkschaft organisiert und kam in Kontakt mit der Gewerkschaftsjugend Steiermark. Ich habe bemerkt, dass man bei der ÖGJ wirklich etwas umsetzen kann und sich für Lehrlinge und junge ArbeitnehmerInnen stark macht. Das hat mich beeindruckt und ich bin geblieben. (lacht)

Was braucht es in puncto Fachkräfteausbildung? Die heimischen UnternehmerInnen müssen endlich wieder verstärkt selbst Lehrlinge ausbilden. Das haben sie die letzten 20 Jahre vernachlässigt und dadurch den Fachkräftemangel noch verschlimmert. Unsere Jugendlichen haben viele Talente und viel Potenzial. Sie sind die Top-Fachkräfte von morgen!

Konkrete Maßnahmen? Eine qualitativ hochwertige Fachkräfteausbildung braucht zum Beispiel auch einen Rechtsanspruch auf Lehre mit Matura während der Arbeitszeit oder eine kostenlose Meisterprüfung.

Was will die ÖGJ sonst noch? Puh, das ist recht viel. Zwei wesentliche Themen, die uns beschäftigen, sind „Wohnen“ und „Klimaschutz“. Mietobergrenzen und der Neubau geförderter Wohnungen wären richtige Schritte zur Linderung des Wohnproblems.

Und beim Klimaschutz? Klimaschutz muss an oberster Stelle stehen, denn auf einem toten Planeten gibt es weder Leben noch Jobs. Ein klimabewusstes Leben muss man sich aber leisten können. Das heißt, da geht es auch um die Verteilungsfrage. Wir fordern z. B. den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, ein österreichweites kostenloses Jugendticket für alle in Ausbildung, Berufe mit Zukunft.