ÖGJ

„Ich bin mit Herzblut dabei!“

Susanne Hofer ist seit Ende Mai die erste weibliche Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Was ihre Pläne sind, und warum sie sich engagiert, erzählt sie im hallo!-Speeddate.

Das Interview führt Barbara Kasper

Was bedeutet es für dich, Vorsitzende der größten politischen Jugendorganisation zu sein?

Das ist schon sehr aufregend. Ich darf quasi das Sprachrohr für 140.000 Mitglieder unter 30 Jahren sein. Das ist natürlich auch eine große Verantwortung, der ich mich aber gerne stelle.

Du bist die erste Frau an der Spitze der ÖGJ. War das nicht schon längst überfällig?

Es war schon sehr lange an der Zeit für eine Vorsitzende. Aber allein schafft man ohnehin keine Erfolge, wir sind ein super Team, und ich bin mit meinem ganzen Herzblut dabei.

Was sind die wichtigsten Themen, die du angehen wirst?

Die türkis-blaue Regierung glänzt mit Angriffen auf die ArbeitnehmerInnen. Uns betreffen z. B. die Kürzungen bei der überbetrieblichen Lehrausbildung oder die geplante Abschaffung des Jugendvertrauensrates. Das werden wir uns nicht gefallen lassen. Ein wichtiges Thema ist aber auch, die Qualität in der Lehrlingsausbildung zu verbessern und die Lehrlingsentschädigungen zu erhöhen. Wir fordern mindestens 850 Euro im 1. Lehrjahr, denn auch junge Menschen müssen sich ihr Leben leisten können.

Die Bundesregierung will das Wahlalter bei Betriebsratswahlen auf 16 senken, dafür den Jugendvertrauensrat abschaffen. Ist das ein Argument?

Das eine hat für uns mit dem anderen nichts zu tun. Dass das Wahlalter für Betriebsratswahlen gesenkt werden soll, fordern wir schon lange. Da sind wir auch dafür. Wir würden sogar weiter gehen, und alle im Betrieb Beschäftigten zur Wahl zulassen, unabhängig vom Alter. Den Jugendvertrauensrat deswegen abzuschaffen, halten wir für eine schlechte Idee. Denn er kostet nichts, bringt aber enorm viel für die Lehrlinge, die jungen Beschäftigten und für das Unternehmen. Das Prinzip „Jugendliche vertreten Jugendliche“ hat sich bewährt. Der JVR agiert als Bindeglied zwischen Lehrlingen und Vorgesetzten und kann hier vermitteln und Probleme im Vorhinein abfangen.

Wie wollt ihr die Regierung umstimmen, den Jugendvertrauensrat nicht abzuschaffen?

Die ersten Proteste und Aktionen gab es von uns bereits Anfang des Jahres. Aktuell nutzen wir jede Gelegenheit, um auf das Vorhaben der Regierung aufmerksam zu machen. Dazu haben wir auch eine Petition gestartet, die man mit seiner Unterschrift auf www.jvrbleibt.at unterstützen kann. Derzeit liegen wir bei rund 9.000 Unterschriften. Ganz wichtig für uns ist jetzt aber auch, Aufklärungsarbeit zu leisten. Viele wissen gar nicht, dass es einen Jugendvertrauensrat gibt oder was er macht. Das müssen wir jetzt verstärkt nach außen vermitteln, um die Solidarität der breiten Gesellschaft zu bekommen.

Wie bist du zur Gewerkschaftsjugend gekommen?

Ich hab mich bereits in meiner Schulzeit bei der SchülerInnenvertretung engagiert, weil mir Gerechtigkeit immer schon sehr wichtig war. Deshalb bin ich später zur Gewerkschaftsjugend in der Steiermark gegangen, weil man wirklich etwas umsetzen kann und sich hier für Lehrlinge und junge ArbeitnehmerInnen stark macht.